Bulimia Nervosa

Die Bulimia Nervosa wird auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet. Auffälligste Symptome sind wiederholte Anfälle von Essattacken, in denen Unmengen von Nahrungsmitteln gierig verschlungen werden mit anschließenden selbst herbeigeführtem Erbrechen sowie Mißbrauch von Abführmitteln.

Durch das häufig erzeugte Erbrechen kommt es im Laufe der Erkrankung meist zu Speiseröhrenentzündungen sowie erhöhtem Kariesbefall der Zähne. Es gibt Mischformen und Übergänge von und zu der Anorexia Nervosa.

Ursache / Ätiologie: Vgl. Anorexie; es wird ein innerer (Identitäts-)Konflikt zwischen einem autonomen idealen Selbst und einem bedürftigen schwachen Selbst vermutet – der Konflikt wird auf den Körper verschoben.

Symptome: Ständige Beschäftigung mit dem Thema Essen und Kontrollverlust beim Essen. In der Öffentlichkeit können bulimisch Erkrankte ihr Essverhalten kontrollieren; die Essanfälle finden meist im Verborgenen oder nachts statt.

Die Essattacken lösen Schuldgefühle aus, verbunden mit der Angst vor Gewichtszunahmen – die durch selbst herbeigeführtes Erbrechen verhindert werden soll – ergänzt durch Missbrauch von Abführmitteln u.a. sowie immer neu angesetzte Diäten.

Im Laufe der Bulimie-Erkrankung kommt es häufig es zu depressiven Verstimmungen sowie zur sozialen Isolation: Um ihren Heißhungerattacken nachgehen zu können, brechen sie den Kontakt zu Freunden und Bekannten ab.

Körperliche Folgeschäden der Bulimie sind Schwellungen der Speicheldrüsen, Zahnschmelz-schäden, Speiseröhreneinrisse und -verätzungen, Magenwandperforation sowie Elektrolytenentgleisungen (Kalium-, Magnesiummangel), die zu Nierenschäden und Herz-rhythmusstörungen führen. Die Gefahr des plötzlichen Herztodes ist deutlich erhöht.

Verlauf: Langzeitstudien zur Bulimie existieren derzeit noch kaum. Häufig sind Übergänge zu affektiven Störungen und zu Zwangsstörungen.

Therapie: Psychotherapie basierend auf einem multimethodalen Therapieansatz ist geboten.

Etwa ein bis drei Prozent der weiblichen Jungendlichen erkranken an Anorexia oder Bulimia nervosa. In der letzten Dekade haben sich das Verständnis der Ätiologie und der aufrechter-haltenden Bedingungen sowie die Therapie der Essstörungen gewandelt.

So scheinen neben soziokulturellen auch genetisch geprägte Temperamentsfaktoren, sowie biologische Faktoren, wie eine Vulnerabilität des serotononergen Neurotransmittersystems, ätiologisch bedeutsam.

Die Therapie der Essstörungen erfolgt multimodal und stützt sich auf die drei Säulen somatische Rehabilitation und Ernährungstherapie, individuelle psychotherapeutische Behandlung sowie Einbeziehung der Familie.