Als Anorexia nervosa bezeichnet man die Magersucht. Die Nahrung wird aus psychischen Ursachen heraus verweigert. Am häufigsten von dieser Krankheit betroffen ist
die Altersgruppe von 14 bis 18 Jahren. Wobei eben der Anteil der Frauen bei rund 85 Prozent liegt; 1% der jungen Frauen sind von der Erkrankung betroffen.
Ursache / Ätiologie: Genetische und organische Ursachen und familiäre Muster der Konfliktvermeidung werden als Krankheitsursache angesehen.
Lerntheoretisch wird eine Verknüpfung von Selbstwertgefühl und der Suggestion angenommen, das eigene Gewicht fast nach Belieben manipulieren zu können.
Psychoanalytisch wird von einer zweiphasigen Verdrängung ausgegangen: Da die neurotische Konfliktabwehr nicht ausreicht, kommt es zur körperlichen Abwehr; die Verweigerung der Geschlechtsidentität (Angst vor sexuellen Bedürfnissen) wird unbewusste Grund als Magersucht ausagiert; insgesamt kann ein innerer Konflikt mit der Mutter vermutet werden.
Symptome: Trotz großen Hungergefühls sind viele der Magersüchtigen sportlich aktiv. Ihre Gedanken kreisen hauptsächlich um ihr Körpergewicht, mit extremer Angst vor einer Gewichtszunahme, so dass Appetitzügler oder Abführmittel eingenommen werden.
Wesentliches Merkmal der Anorexie ist die willentliche Kontrolle des Körpers – dieses Kontrollbedürfnis entspricht einem generell übermäßigem Bedürfnis nach Autonomie und Unabhängigkeit, verbunden mit einem unrealistischen Gefühl von eigener Stärke.
Hervorstechendes Merkmal der Erkrankung ist die fehlende Krankheitseinsicht sowie die Körperschemastörung: Auch bei extremem Untergewicht glauben sich die Erkrankten übergewichtig. Mit der Krankheit verbunden sind in der Regel Hormonstörungen.
Verlauf / Hohe gesundheitliche Risiken: Die körperlichen Folgen der Magersucht sind vielgestaltig und in der Konsequenz lebensbedrohlich: Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur (Müdigkeit, Frieren, Verstopfung); trockene Haut; brüchige Haare; Ausbleiben der Menstruation; in extremen Fällen auch Veränderung der Körperbeharrung, bei einer Erkrankungsdauer über mehrere Jahre Osteoporose in Folge hormoneller Veränderung.
Therapie: Aufgrund der komplexität des Krankheitsgeschehens ist ein multimethodaler Therapieansatz, in schweren Fällen in der Regel mit stationärer Unterbringung, zu beachten.
1/3 der Betroffenen erfahren eine Spontanremission, 1/3 heilen nach Behandlung, 1/3 entwickeln eine bleibende Sucht, 10% der Betroffenen überleben die Erkrankung nicht.
Wegen der erheblichen gesundheitlichen Gefahren sowie der fehlenden Selbsteinschätzung der Magersüchtigen ist immer unbedingt eine medizinische Betreuung geboten.
In Verbindung mit einer Psychotherapie und der Betreuung der gesamten Familie sind im frühen Stadium der Krankheit gute Heilungschancen gegeben. Durch fehlende Krankheitseinsicht ist der Therapieverlauf meist erschwert.