Psychosomatik

Somatische, psychische und soziale Faktoren haben jeweils ein unterschiedliches Gewicht bei der Entstehung psychosomatischer Krankheitsbilder.

In Anlehnung an das früher geläufige Hysteriekonzept wird die Umsetzung einer nicht bewusstseinsfähigen/nicht verbalisierbaren problematischen Vorstellung (und damit eines zu verdrängenden Konfliktes) in eine körperliche Symptombildung als Ursache gesehen.

Dabei ist differenzialdiagnostisch zu beachten, dass (bis auf die Psychosomatosen) kein nachweisbarer Organbefund (morphologische Veränderung) vorliegt.

Zur Abgrenzung empfiehlt sich folgende modellhafte Unterteilung:

a)    Dissoziative Symptome ( z.B. Amnesie, Trance, Stupor, Fugue, Identitätsstörung)

b)    Konversionssymptome ( z.B. pseudoneurologische Symptome wie Lähmung, Anfälle, Taubheit, Blindheit)

c)    Somatoforme Störungen/Somatisierungsstörung betreffend z.B. Herz/Kreislauf, Magen/Darm, Bewegungsapparat,
Atmung, Urogenitalsystem = Beschwerdekomplex diffus erscheinender Krankheitsbilder

d)    Psychosomatosen ( Organpathologischer Befund ist hier gegeben z.B. Holy Seven).

Zu Dissoziation:
Dissoziation ist ein Weg, Situationen mit nicht entrinnbarem schweren Stress zu bewältigen. Sie besteht aus einer inneren Wahrnehmungseinengung, die es einer Person erlaubt, sich von der Wirklichkeit eines psychischen und somatischen Unerträglichkeitserleben abzulösen. Die Forschung hat aufgezeigt, dass Menschen, die gelernt haben, Dissoziation als Stressbewältigung zu benutzen, diese Abwehr immer wieder verwenden, auch wenn die Situation gar nicht mehr unentrinnbar stressvoll ist. Ist sie einmal konditioniert, kann Stress automatisch zu Dissoziation führen; zu tranceähnlichem Verhalten, zu Depersonalisation, zu Erinnerungsverlust (Anmesie).

Zu Konversion:
Die „Dissoziation“ vom ursprünglichen Konflikt führt zu dissoziativen Phänomenen wie dissoziativen Bewegungsstörungen, dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen, dissoziativem Stupor, dissoziativen Krampfanfällen.

Zu Somatoformer Störung/Somatisierungsstörung:
Hierunter versteht man das Darbieten körperlicher Symptome (ohne nachweisbarem Organbefund), die in wesentlichen Anteilen auf psychosoziale Belastungen (z.B. Kindheitskonflikte, kritische Lebensereignisse, soziale Isolierung, gesellschaftliche und familiäre Faktoren) bei bestehender genetischer Prädisposition bzw. biologischer Auffälligkeit zurückgeführt werden können. Häufig treten sie in Verbindung mit einem aufmerksamkeitssuchenden (histrionischen) Verhalten auf sowie der hartnäckigen Forderung nach medizinischer Behandlung trotz nachweislich fehlender körperlicher Ursachen und der Weigerung psychische Hintergründe in Betracht zu ziehen. Charakteristisch sind multiple, wiederholt auftretende (die ICD fordert 2 Jahre) und häufig wechselnde körperliche Symptome. Aktuell kann auch ein Symptom im Vordergrund stehen. Neben organbezogenen Symptomen schildern viele Patienten ein Gefühl des Erschöpftseins und chronischer Müdigkeit.

Zu Psychosomatosen:
Da für diese Diagnose zwingend organpathologische Krankheitsbilder gefordert sind, entstand in den letzten Jahren die Überzeugung, die psychischen Hintergründe (mangelnde Stressverarbeitung etc.) nur noch als sekundäre Faktoren zu betrachten und im Vordergrund die körperlich-organischen Phänomene in der Therapie zu berücksichtigen.